Die Geschichte der Burg Roztoka reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Lernen Sie die Geschichte des Schlosses kennen, indem Sie durch die wichtigsten Kapitel der Geschichte dieser Residenz in die Vergangenheit reisen.
Ab Ende des XV. Jahrhunderts bis zum Jahre 1945 war das Schloss in Roztoka (Rohnstock) Sitz der Linie des namhaften schlesischen Adelsgeschlechts von Hochberg. Die Hochbergs waren bereits Ende des XIII. Jahrhunderts aus Meissen nach Schlesien gekommen. Das Geschlecht wird in schlesischen Dokumenten bereits seit 1290 als von Hohberg erwähnt. Im XV. Jahrhundert teilte es sich auf die Adelslinie mit Sitz in Dobrocin bei Dzierżoniów (Güttmannsdorf bei Reichenbach), die ausgestorbene Baronslinie aus Buczynka bei Lubin (Buchwäldchen bei Lüben), die Grafenlinie aus Książ (Fürstenstein) und Roztoka (Rohnstock) sowie die aus Letzterer abgeteilte Fürstenlinie aus Książ (Fürstenstein) sowie Pszczyna (Pleß) auf. Fast alle Nachkommen der Hochbergs trugen ab dem XVII. Jahrhundert die Vornamen Hans Heinrich, wobei sie nach der Reihenfolge ihrer Geburt und nicht ihrer Herrschaft durchnummeriert wurden. Für die Vertreter der Fürstenlinie aus Roztoka (Rohnstock) waren die geraden Zahlen vorgesehen, um sie von der auf dem Schloss von Książ (Fürstenstein) und Pszczyna (Pleß) herrschenden Linie zu unterscheiden.
Bereits im XIV Jahrhundert existierte das am Wasser liegende Schloss bei Roztoka (Rohnstock). 1374 wurde Hentschel von Reibnitz als Eigentümer dieses ritterlichen Besitzes geführt. Sein Nachkomme Christoph II verkaufte Roztoka (Rohnstock) am 2. Januar 1497 an Conrad I von Hochberg, den Landrat der Burg von Grodziec (Gröditzburg) und des Fürstentums Świdnica-Jawor (Schweidnitz-Jauer). Nach dem Tod Conrads erbte sein Sohn Georg das Schloss, der mit seinem Besitz auch die protestantische Religion mit einbrachte. Im XVI. Jahrhundert wurde das Schloss im Stil der Renaissance umgebaut. In aus dem 30-jährigen Krieg stammenden Beschreibungen ist die Rede von zwei gemauerten Wohnhäusern, die von einem Burggraben umgeben sind. Eines von ihnen gehörte Conrad, das andere seinem Bruder Christoph. Am 5 März 1650 erlischte mit dem Tode von Christophs Sohn, Conrad, die Linie der Hochbergs in Roztoka (Rohnstock). Der Eintrag seines Testaments, laut dem der Besitz auf seinen Onkel Hans Heinrich I ? den Schlossherren von Fürstenstein – überzugehen habe ? sorgte dafür, dass dieser Besitz in den Händen des Geschlechtes blieb.
Unter der Herrschaft von Hans Heinrich dem III fand ein grundlegender Umbau des Renaissance-Schlosses zu einer prachtvollen Residenz im Barockstil statt, der im Jahre 1725 abgeschlossen wurde, wie eine bis heute erhaltende Inschrift auf der im Schlossturm befindlichen Glocke bezeugt. Federführender des Umbaus war der wohl parallel am Schloss in Fürstenberg arbeitende Architekt Feliks Anton Hammerschmidt. Der grundlegende Baukörper des Schlosses mitsamt dem Turm auf der Südseite sowie der herrliche zweigeschossige Ballsaal mit malerisch ausgestalteter Saaldecke sind aus diesem Zeitraum erhalten. In derselben Zeit wurde an der Ostseite des Schlosses ein Garten angelegt, den man gemäß der damaligen französischen Gartenkunst mit vielfältigen Parkanlagen, Pavillons und Gartenskulpturen ausgestaltete und von denen bis heute die Orangerie und die sog. Favorita – ein Gartenhäuschen, das der Entspannung und dem Teetrinken diente – erhalten geblieben sind. Die von Friedrich Bernhard Werner angefertigten Zeichnungen bezeugen das Aussehen der Residenz in dieser Zeit.
Während der Zeit der schlesischen Kriege fand sich Roztoka (Rohnstock) auf dem Schauplatz von Kriegsereignissen wieder. Nach der von der preußischen Armee gewonnenen Schlacht bei Dobromierz (Friedeberg, ab dem 18. Jhd. Hohenfriedeberg) am 4. Juni 1745, wählte König Fryderyk II Roztoka (Rohnstock) als sein Quartier aus. Angeblich war er derart vom Schlossgarten fasziniert, dass er unter freiem Himmel in einem Zelt nächtigte. Als Erinnerung an seinen Aufenthalt in Roztoka (Rohnstock), schenkte er dem damaligen Schlosseigentümer Hans Heinrich IV sein Porträt, welches bis 1945 das wertvollste Schmuckstück der Schlosseinrichtung war.
Die höchste Blütezeit der Residenz in Roztoka (Rohnstock) fällt in das XIX Jahrhundert. Das Schloss verdankt seine aktuelle Form und Ausstattung einem grundlegenden Umbau, der in den 70er Jahren des XIX Jahrhunderts stattfand. Bauherr dieses Projektes war der Hofarchitekt der Hochbergs ? Olivier Pavelt. Damals ließ man die Fassadengestaltung verändern, wobei man jedoch den Schlosskörper unberührt ließ. Auch die Schlossinneneinreichung erhielten einen neuen Anstrich und wurden mit kostbaren Wandteppichen, Holztäfelungen, kunstvollen Stuckarbeiten und Malereien verziert. Lediglich den Ballsaal mit der prachtvoll bemalten Saaldecke beließ man Originalzustand. Auftraggeber dieses Umbaus war der damalige Schlossherr von Roztoka (Rohnstock) – Hans Heinrich XIV Bolko Graf von Hochberg, ein zu seiner Zeit bekannter Komponist, Direktor des könglichen Theaters und später der Hofoper Berlin. In den representativen Räumen des ersten Stockes im Schloss (piano noble) richtete Bolko seinen eigenen Musiksalon ein, an dessen Ehrenplatz sein Flügel stand.
Mit dem Umbau des Schlosses wurde gleichzeitig ein weitreichender Park mit Landschaftscharakter im englischen Stil eingerichtet, der die natürliche, grüne Hülle der gesamten Anlage bildet.
Graf Bolko von Hochberg gehört zu den namhaftesten Persönlichkeiten in der gesamten Geschichte des Geschlechts. 1858 erbte er das Schloss in Roztoka (Rohnstock) mitsamt den Besitztümern in Nowy Zamek (Neues Schloss)- Wierzchowice bei Milicz (Wirschkowitz bei Militsch). Zu Zeiten des Grafs Bolko befand sich die Familie der Hochbergs auf der Höhe ihrer Macht und zählte zu den unflussreichsten und vermögendsten Eliten der preußischen Aristokratie. Zu dieser Zeit umfasste der Besitz von Roztoka (Rohnstock) 1.271 Morgen Land und brachte fast 3.300 Taler an jährlichen Einkünften ein. Nachweis für diese außergewöhnliche Stellung des Geschlechtes war der denkwürdige Besuch zweier Kaiser in Roztoka (Rohnstock). Am 17. September 1890 gastierten der Kaiser von Österreich-Ungarn Franz Joseph I und der deutsche Kaiser Wilhelm II anlässlich von militärischen Manövern im Schloss.
Im Jahre 1860 wurde unter beträchtlicher finanzieller Beteiligung des von Hochberg eine neue protestantische Kirche in Roztoka (Rohnstock) errichtet, die dem Beispiel des kaiserlichen Doms zu Speyer nachempfunden wurde. In der Kirchenkrypta wurde das Familienmausoleum der Hochbergs eingerichtet. 1889 wurde auf Initiative des Grafen der erste Bahnhof in Roztoka (Rohnstock) errichtet, der über eine Bahnstrecke mit Strzegom (Striegau), Jawor (Jauer) und Bolkow (Bolkenhain) verbunden wurde. Schrittweise erlangte das Dorf eine sehr moderne Infrastruktur, um die es von so manchem niederschlesischen Städtchen beneidet werden konnte.
In den schweren Kriegsjahren war Graf Hans Heinrich XVIII Eigentümer des Schlosses in Roztoka (Rohnstock). Bereits 1942 musste er einige Räumlichkeiten Zwecken der Wehrmacht zur Verfügung stellen. Die interessanteste Kriegsepisode in der Geschichte des Schlosses ist die Tatsache, dass dessen Räumlichkeiten als Museumslager für wertvolle Bücher und Archivarien genutzt wurden, die man u.a. aus der Preußischen Staatsbibliothek, den Breslauer Archiven und Bibliotheken sowie der kostbaren Gemäldesammlung aus dem Schlesischen Museum der Schönen Künste in Breslau evakuiert hatte. Noch vor dem Einfall der Roten Armee in Roztoka (Rohnstock) wurde die wertvollsten Bestände gesichert und vom Hauptkonservator der schlesischen Provinz, Prof. Grundmann, persönlich weggebracht. Im Februar 1945 endete die fast 450-jährige Geschichte der Hochbergs in Roztoka (Rohnstock). Das Schloss wurde beschädigt und seine übrige Ausstattung vollständig geplündert.
Von 1945 bis 1973 war Huta Pokój (Friedenshütte) mit Sitz in Ruda Śląska (Ruda O.S.) Eigentümer des Schlosses. Im Schloss wurden Sommerferienlager für Kinder der Betriebsarbeiter organisiert. Als nächstes übernahmen die Schmiede- und Landmaschinenbetriebe ?Agromet? aus Jawor (Jauer) die historische Anlage, die bis 1989 im Schloss wirtschafteten. Nach dieser Zeit wurde die Residenz für Zwecke der Freiwilligen Arbeitspfadfindereinheit (Ochotniczy Hufiec Pracy) bestimmt. Nach Auflösung der Pfadfindereinheit richtete man ein Arbeiterhotel für 30 Familien imSchloss ein. Im Jahr 1990 übernahm die Gemeinde Dobromierz (Hohenfriedeberg) das historische Gebäude, um es zwei Jahre später in private Hände zu verkaufen. Im Schlossgebäude wurden lediglich grundlegende Instandhaltungsarbeiten verrichtet. Ab diesem Zeitpunkt blieb das Schloss ungenutzt, wobei es in jener Zeit zur Zerstörung vieler wertvoller Ausstattungs- und Einrichtungselemente kam. Unter anderem verschwanden die wunderschönen Kachelöfen aus dem Inneren des Schlosses.
Im Sommer 2017 beschließen die aktuellen Eigentümer aus aufrichtiger Faszination und Liebe für Denkmäler, das menschenverlassene Schloss zu kaufen und aus der Wiederbelebung dieses Denkmals das Projekt ihres Lebens zu machen. Getrieben von jenem nicht erlischenden Gefühl und dank der Zusammenarbeit vieler engagierter Fachleute und wohlwollender Menschen unternehmen sie unaufhörliche Anstregungen, um den historischen Mauern neues Leben einzuhauchen. Vor unseren Augen wandelt eines der schönsten historischen Gebäude Niederschlesiens sein Antlitz. Gemeinsam möchten wir ein neues, wunderbares Kapitel in der Jahrhunderte alten Geschichte des Schlosses von Roztoka (Rohnstock) schreiben!